Interview mit Dolly Buster (15. November 2000)



Ich habe Ihre Homepage studiert ...

DOLLY BUSTER: Ich sehe, Sie haben sich da richtig hineingearbeitet.

Ein Stück aus Ihrem Spielzeug-Sortiment hat mich besonders inspiriert.

BUSTER: Aha.

Da wird ein sogenannter "Lust-Torso" zum Preis von 198 Mark mit folgenden Zeilen gepriesen: "Keine Last mit der Lust! Dringen Sie ein! Die weiche rosa Pforte öffnet sich nur für Sie. Sie werden feucht und schlüpfrig empfangen. Sensationelle Schwingungen breiten sich aus, stufenlos... "

BUSTER: Ja, und wo steckt die Frage?

Ich frage Sie: Ist die Lust eine Last?

BUSTER: Dazu muß ich sagen, ich habe diese Texte nicht selbst geschrieben, weil meine Internet-Seite von Beate Uhse* gestaltet wird. Die haben wir** also verkauft, weil wir am Anfang, ich will nicht sagen, keine Ahnung, aber weder das Personal noch genügend Kenntnisse hatten. Aber die krieg ich jetzt wieder und werde sie selbst gestalten.

Sie würden so einen Satz nicht schreiben?

BUSTER: Ich würde nicht sagen, daß die Lust eine Last ist. Ich würde sagen, das ist eine hormongesteuerte Begierde, die je nachdem, wie stark sich die Hormone im Blut konzentrieren, mehr oder weniger ausgeprägt ist.

In einem Interview bezeichneten Sie diese Begierde als unvermeidlich.

BUSTER: Ja, je nachdem ...

Ist ein niedriger Hormonspiegel, der zur Folge hat, daß einen die Gier nicht so plagt, erstrebenswert?

BUSTER: Das weiß ich nicht.

Im Buddhismus, dem Sie anhängen, ist die Freiheit von Gier das höchste Ziel.

BUSTER: Ja, man soll nicht begierig sein. Aber ich habe das für mich sehr relativiert. Der Buddhismus ist ja keine Religion im engeren Sinne. Im Buddhismus gibt es keinen Gott, sondern einen Erleuchteten, der sagt, im Grunde kann jeder ein Erleuchteter werden, also ein höheres Wesen, das sich von den ewigen Wiedergeburten befreien kann.

Ein Erleuchteter würde Ihr Pornoangebot nicht mehr nötig haben.

BUSTER: Der würde, im Grunde genommen, fast gar nichts mehr nötig haben. Also der Buddha saß ja so und so viele Jahre unter einem Baum, ohne daß er was nötig hatte. Er hat zwar gegessen, aber nur kleinste Mengen. Er hat versucht, nichts zu essen, weil er festgestellt hat, daß das Unsinn ist, und hat dann nur noch ein Minimum zu sich genommen. Der Sinn des Buddhismus ist es eigentlich, daß man versucht, alles zu minimieren.

Diesem Versuch sollten Sie skeptisch gegenüberstehen, denn wenn er gelingt, geht Ihre Firma pleite.

BUSTER: Das stimmt. Aber ich gehe ja davon aus, daß wir alle nur Menschen sind, und ich glaube, die wenigsten können es schaffen, erleuchtet zu werden.

Bei den anderen lassen Sie Gnade walten, indem Sie sie mit Sex-Spielzeug und Pornofilmen versorgen.

BUSTER: Nein, ich lasse nicht Gnade walten, sondern ich bin in der Lage, zu verstehen, daß der Mensch voller Fehler ist. Also der ganze Mensch besteht ja an und für sich aus Fehlern, und zwar aus Charakterfehlern.

Er wird nicht klüger, wenn man ihm, um noch ein paar Beispiele aus Ihrem Angebot zu nennen, den Lustquirl, den Popoprickler oder die Gummipuppe für "megageile Erektionen" wegnimmt.

BUSTER: Nein, denn dadurch gehen die Fehler nicht weg. An den Fehlern muß er schon selbst arbeiten. Aber, wie gesagt, ich relativiere das sehr, denn nach der buddhistischen Lehre dürfte ich auch kein ordentliches Auto fahren, denn ein Auto brauche ich eigentlich nicht, und müßte mich von Wasser und Brot ernähren.

Mich fasziniert der Wortschatz, mit dem Sie für Ihre Waren werben.

BUSTER: So?

Ein preiswertes "Ekstase-Kombi" verspricht "Lustgewinn für viele Nächte" mit Kitzelkopf, Anusentzücker, Muschirubbler und Penisdouble.

BUSTER: Ja, wie wollen Sie denn das sonst bezeichnen? Das sind halt die Begriffe dafür. Aber ich werde das demnächst, damit es ordentlich ist, komplett umgestalten.

Schade!

BUSTER: Ihnen gefällt es?

Ich finde es wunderbar. Es gibt auf Ihrer Homepage auch eine Seite "Fragen und Antworten". Da wird gefragt, wie man vorgehen muß, wenn man die Hand einführt, oder was die Frau beim Analverkehr fühlt.

BUSTER: Zeigen Sie mal!

Sie schlagen vor, zur Vorbereitung eine "Schlangengurke" einzuführen, und empfehlen "ausreichende Schmierung" beim "Posex".

BUSTER: Da muß ich mit Beate Uhse mal ein ernstes Wörtchen reden.

Auf die Frage, wie der Mann die Frau zu häufigerem Oralsex bewegen kann, raten Sie, den Penis "mit Sahne und anderen Leckereien" zu "verzieren". Das ist doch sehr komisch. Es wäre bedauerlich, wenn Sie...

BUSTER: ... wenn ich das jetzt alles rausschmeiße, meinen Sie?

Ja.

BUSTER: Ich werde bestimmt nicht, kaum sind Sie fort, Beate Uhse anrufen.

Hören Sie, was ich hier zitiere, zum erstenmal?

BUSTER: Wissen Sie, ich bin kein Internet-Spezialist ...

Es war nicht billig, mir das anzusehen.

BUSTER: Es kostet auch was?

Eine Mark fünfzig pro Minute.

BUSTER: Das tut mir leid.

Mich überrascht, daß Sie ihre eigene Homepage nicht kennen.

BUSTER: Ich war halt mit anderem beschäftigt.

Hat Sie noch nie ein Journalist darauf hingewiesen, was da alles steht?

BUSTER: Nein.

Aber man muß sich doch über Sie informieren, wenn man Sie interviewen will.

BUSTER: Vielleicht war es den Journalisten zu teuer... Sagen wir mal, es überrascht mich zwar nicht, was Sie mir da erzählen. Aber auf meiner neuen Homepage werden ganz andere Sachen stehen.

Welche?

BUSTER: Über Dolly privat. Es wird Bilder von mir zu Hause geben.

Aber es bezahlt doch niemand eine Mark fünfzig pro Minute, um Sie mit Ihrem Ehemann auf der Couch sitzen zu sehen.

BUSTER: Ich habe ja nicht gesagt, daß man dafür bezahlen muß.

Seltsam, ich habe mich auf das Gespräch mit Ihnen gefreut, weil ich dachte, ich müßte Sie, da Ihr Beruf schon genug interessant ist, nicht nach Privatem fragen.

BUSTER: Sie wollten mit mir über Vibratoren sprechen.

Ja, unter anderem. Ich wollte mich mit Ihnen über Ihren Beruf unterhalten.

BUSTER: Ja, gut, ich hatte, als ich noch als Darstellerin auftrat, mit solchen Dingen zu tun, aber die waren nicht aus Gummi, sondern die haben gelebt, damit wir uns richtig verstehen.

Ich habe mir einige Ihrer Filme angesehen.

BUSTER: Schön für Sie.

Besonders interessant fand ich den Film "San Francisco Connection", in dem Sie prüfen sollen, ob der Bruder Ihres Freundes schwul ist.

BUSTER: Aha.

Als sie ihn verführen, behalten Sie, obwohl sonst splitternackt, sowohl Ihren Büstenhalter als auch die Schuhe an.

BUSTER: Ah ja?

Erinnern Sie sich?

BUSTER: Also, ich hab da nicht drauf geachtet, muß ich ganz ehrlich sagen.

Ich dachte, dahinter steckt eine Absicht.

BUSTER: Das macht man wahrscheinlich, weil es besser aussieht. Ich finde es immer schöner, wenn Frauen ein Kleidungsstück anbehalten, den BH, die Schuhe oder eine Korsage. Denn es soll ja nicht so sein wie zu Hause. Zu Hause zieht man sich komplett aus, wenn man sich hinlegt. Die Schuhe oder den BH anzulassen, wenn man mit dem eigenen Mann ins Bett geht, wäre ja lächerlich. Das ist eben der Unterschied zwischen der Realität und einem Film. Außerdem gibt es viele Wäschefetischisten, die mir schreiben, weil sie die gebrauchte Wäsche der Darstellerinnen gerne kaufen würden, was natürlich unmöglich ist.

Mich hat auch die innere Distanz erstaunt, die Ihr Gesicht während der Sexszenen ausstrahlt. Sie wirken abwesend...

BUSTER: Abwesend?

Ja, man merkt, daß  Sie in Gedanken  woanders sind.

BUSTER: Finden Sie?

Es sah so aus, als blieben Sie innerlich teilnahmslos.

BUSTER: Das hab ich noch nie gehört. Also ich glaube nicht, daß ich nicht in der Lage wäre, so eine Teilnahmslosigkeit, falls es sie überhaupt gab, zu überspielen. Das halte ich für ganz ausgeschlossen. Da haben sie was Falsches hineininterpretiert.

Empfinden Sie Lust, wenn Sie in einem Pornofilm Sex darstellen?

BUSTER: Natürlich empfinde ich Lust.

Das glaube ich nicht.

BUSTER: Na, selbstverständlich!

Mir kam es so vor, als setzten Sie Ihren Körper nur als Werkzeug ein.

BUSTER: Das haben Sie sich jetzt ausgedacht. Das ist bestimmt nicht von mir. Ich glaube zwar, daß, wie schon der Buddhismus lehrt, Körper und Seele zwei verschiedene Dinge sind, aber der Sex spielt sich ja eigentlich im Kopf ab, nicht im Körper. Wenn der Kopf nicht mitmacht, wäre man tatsächlich, wie Sie sagen, in Gedanken woanders. Aber dann wäre man körperlich nicht in der Lage, das auszuführen.

Denken Sie, wenn gedreht wird, nicht eher daran, ob Sie richtig im Bild sind, damit die Szene gelingt?

BUSTER: Nein.

Nicht?

BUSTER: Na gut, ich muß natürlich schon darauf achten, daß ich der Kamera zugewandt bin, sonst werde ich vom Regisseur, der in den Monitor guckt, unterbrochen...

Eben!

BUSTER: Ja, nun, aber das ist doch normal.

Stört das nicht die Lust...

BUSTER: Nein.

... falls überhaupt eine aufkommt?

BUSTER: Natürlich kommt da Lust auf. Also es muß Lust aufkommen, denn, wenn keine aufkommt, würde der männliche Partner das sofort merken und könnte seine Leistung nicht bringen.

Die männlichen Darsteller erzählen, daß sie das eher technisch bewältigen, indem sie sich etwas Erregendes vorstellen.

BUSTER: Das stimmt nicht. Wenn der Mann keine Lust hat, würde man das ja gleich sehen. Wir müssen genug Profis sein, um einerseits auf Regieanweisungen zu hören, andererseits uns aber so sehr auf die Arbeit zu konzentrieren, daß sie halt Lust bereitet, um uns schön darzubieten.

In einer Fernsehreportage, in der Sie mitwirkten, sagte einer der männlichen Darsteller, er komme im Film nur mit der eigenen Hand zum Orgasmus, und die könne er "sicher nicht lieben".

BUSTER: Also in meinen Filmen wird so gedreht, daß die Männer nicht mit der eigenen Hand zum Orgasmus kommen, sondern so, wie es in der Szene am besten paßt.

Von weiblichen Darstellern hört man, daß Gleitcremes eine wichtige Rolle spielen.

BUSTER: Von mir werden Sie das bestimmt nicht hören, weil ich es für Unsinn halte.

Wollen Sie behaupten, daß eine Darstellerin beim Analverkehr Lust empfindet?

BUSTER: Also, Analverkehr zu machen, entspricht sicher nicht der Natur...

Aber er wird gewünscht von den Kunden.

BUSTER: Er wird nicht nur von den Kunden gewünscht, sondern sehr oft von den Männern ganz allgemein, und er entspricht zwar nicht unbedingt der Natur, aber Oralverkehr entspricht auch nicht der Natur, und trotzdem macht man das.

Ich bin ja kein Fachmann, aber ich habe mich für dieses Interview mit der Materie beschäftigt. Weibliche Darsteller, so habe ich gehört, müssen beim Oralverkehr besonders auf ihre Augen achten, damit kein Sperma hineingerät.

BUSTER: Ja gut, wenn Sie schon mal Sperma in die Augen bekommen haben wie ich in meinem Leben ungefähr Millionen mal, dann würden Sie wissen, daß das brennt und daß Sie, abgesehen davon, daß die Schminke verrinnt, Ihre Augen für mehrere Stunden quasi vergessen können. Aber man paßt doch auch, wenn man sich das Gesicht wäscht, auf, daß man die Seife nicht in die Augen bekommt. Das ist doch kein Indiz dafür, daß die Darstellerinnen beim Sex keine Lust empfinden.

Ich habe das Gefühl, Sie sprechen nicht gern über das Pornogeschäft.

BUSTER: Ja, wissen Sie, ich fürchte, Sie werden Schwierigkeiten bekommen, das abzudrucken.

Mag sein, aber es wäre doch absurd, mit einer Pornoproduzentin zu sprechen, ohne die in der Branche üblichen Wörter zu benutzen.

BUSTER: Sie werden von dem, was wir bisher gesprochen haben, keinen einzigen Satz drucken können.

Gut, wir können über die Last mit der Lust natürlich auch philosophisch sprechen.

BUSTER: Ja, aber nicht über einen Noppenvibrator.

Vielleicht ist die Lust für den Mann eine Last, weil er der Frau, mit der er schlafen will, eventuell vorher zuhören, mit ihr reden und sie durch ein Vorspiel gewinnen muß. Bei einer Gummipuppe muß er das nicht.

BUSTER: Ja, und?

Ich sehe da eine Gefahr. Denn ein Mann, der sich an Surrogate gewöhnt, will womöglich wirkliche Haut, wirklichen Atem, wirklichen Geruch nicht mehr spüren.

BUSTER: Das glaube ich nicht. Das ist wieder so eine Phantasie von Ihnen. Es gibt halt heute immer mehr Angebote. Das bedeutet aber nicht, daß der wirkliche Sex darunter leidet. Sie wollen mir doch nicht weismachen, daß ein Mann, nur weil er sich einen Pornofilm anguckt, oder eine Frau, die sich einen Vibrator bestellt, deshalb nicht in der Lage wären, einen Körpergeruch wahrzunehmen.

Sie kann ihn wahrnehmen, aber sie will es vielleicht nicht mehr. Es könnte sein, daß ihr der Vibrator den Mann erspart, der sie besitzen und Macht ausüben will.

BUSTER: Es könnte alles sein. Es könnte sein, daß sie den Vibrator heiraten will. Es könnte aber auch sein, daß sie einen Mann hat, den sie liebt, und den Vibrator nur dann benutzt, wenn er gerade nicht da ist. Man will sich doch keinen Mann ersparen! Aber es gibt genügend Frauen, die keinen Mann haben, aus welchen Gründen auch immer, oder die einen haben, der ihnen nicht reicht, weil er halt nur am Wochenende Zeit hat, und dann ist es doch selbstverständlich, daß man einen Vibrator hat. Früher, als es das nicht gab, haben die Frauen wahrscheinlich was anderes benutzt, und trotzdem war der Sex nicht kaputt...

Oder sie haben es ertragen, zu warten. Heute will man es immer bequemer haben. Gegen jeden Schmerz gibt es ein Mittel…

BUSTER: Ja, wir haben uns halt menschlich und technisch weiterentwickelt. Das ist doch schön. Es gibt für alles eine Pille, und es gibt Vibratoren in allen Größen.

Es gibt auch eine "Dolly Buster Luxus Love Doll" aus Latex.

BUSTER: Sie meinen die aufblasbare?

Ja. Die kostet 700 Mark und sieht aus wie Sie.

BUSTER: Nein, die heißt zwar so. Aber die sieht nicht aus wie ich. Die sieht aus wie eine Gummipuppe mit einem überdimensionalen Busen und blonden Haaren. Es wäre schön, wenn die so aussähe wie ich. Aber das kriegt man nicht hin.

Verzeihen Sie, wenn ich noch einmal aus Ihrer Homepage zitiere. Da gibt es einen sogenannten Steckbrief und eine Biografie...

BUSTER: Ich hoffe, daß ich die kenne.

Einmal wird Ihr Brustumfang da mit 96, einmal mit über 110 Zentimetern angegeben...

BUSTER: Moment!

Was stimmt denn nun?

BUSTER: Meine Oberweite ist knapp über neunzig. Mehr ist das nicht. Ich bin ja eine schmale Person. Ich hab Kleidergröße vierunddreißig. Aber egal, was ich sage, es steht immer was anderes da. Es stand auch schon: 120 Zentimeter. Das ging immer so hin und her, und wenn ich gesagt habe, spinnen die eigentlich, die das schreiben, haben sie es auf 115 Zentimeter runtergeschraubt. Aber Tatsache ist, daß meine Oberweite nur etwas über 90 Zentimeter beträgt. Also das ist gar nicht so wahnsinnig viel. Aber die Leute wollen es einfach nicht glauben. Die kennen mich von Bildern oder vom Fernsehen und denken, daß ich unheimlich kräftig bin.

Sie haben sich, was die Brust betrifft, zurückgehalten und sind nicht so weit gegangen wie dieser jüngst verstorbene Busenstar...

BUSTER: Lolo Ferrari? ***

Ja.

BUSTER: Also mit Lolo Ferrari möchte ich nicht verglichen werden. Was die machte, hatte mit Menschlichem nichts mehr zu tun. Sähe ich so aus, wäre ich nicht mehr ich. Ich muß Ihnen ganz ehrlich sagen, ich empfinde Vergleiche in diese Richtung fast als beleidigend.

Sie zu beleidigen, liegt mir fern...

BUSTER: Ich meine nicht Sie .

... aber über Ihren Busen, der Ihr Markenzeichen ist, muß man doch reden dürfen. Auf Ihrer Homepage werden Sie als "Männertraum mit galaktischen Maßen" und Ihre Brüste als "formvollendete Fullsize-Airbags" gepriesen, die als "Katalysator" für Ihren Aufstieg wirkten.

BUSTER: Mir werden solche Fragen, seit ich in den Medien bin, immer wieder gestellt. Ich finde es empörend...

Ja, aber das muß man doch fragen. In Ihrem jüngst erschienenen Buch "Alles echt" haben Sie Ihren Beruf ja selbst als eine Kombination "aus Oberweite und überdurchschnittlicher Intelligenz" bezeichnet.

BUSTER: Ja, aber das ganze Buch ist ja ironisch geschrieben.

Ich finde das eine gute Beschreibung.

BUSTER: Schon. Aber die meisten haben doch immer nur meine Oberweite gesehen und meine Intelligenz schwer angezweifelt.

Leiden Sie darunter?

BUSTER: Nein, überhaupt nicht. Ich bin nur erschrocken, wie festgefahren die Leute sind.

Die Männer.

BUSTER: Nein, alle. Man glaubt, daß jemand, der als Sexobjekt oder als Sexstar, wenn Sie so wollen, bekannt geworden ist, unglaublich dumm sein muß. Das ist ein Vorurteil, von dem man sich offenbar nur schwer lösen kann.

Die dümmste Frage, die Sie je hören mußten, so schreiben Sie in Ihrem Buch, hat Ihnen Thomas Gottschalk gestellt.

BUSTER: Ja, weil er sich auf seine Gäste nicht vorbereitet, sondern sich auf seine Spontaneität verläßt, aber die war in diesem Fall nicht sehr spektakulär.

Er fragte, ob Sie auf dem Bauch schlafen können.

BUSTER: Ja, und da frage ich mich, wie intellektuell entwickelt sind unsere Moderatoren eigentlich?

Ich wage es nicht, die Frage zu wiederholen.

BUSTER: Entschuldigen Sie bitte, ich wüßte nicht, warum ich auf dem Bauch schlafen sollte. Ich habe noch nie neben jemandem geschlafen, der auf dem Bauch schläft, und ich kann mir nicht vorstellen, wie man da atmen soll mit dem Gesicht nach unten ...

Das Gesicht kann man zur Seite drehen.

BUSTER: Gut, aber da bekäme ich irgendwann eine Wirbelsäulenverkrümmung.

Die habe ich schon.

BUSTER: Na, sehen Sie. Dann schlafen Sie ab jetzt auf dem Rücken, damit Sie von diesem Interview etwas Positives behalten.

Darf ich Sie, obwohl Ihnen das Thema nicht angenehm ist, mit Berichten konfrontieren...

BUSTER: Bitte!

... in denen über Ihre angeblich sechs Brustoperationen geschrieben wurde?

BUSTER: Ich hab‘ das gelesen.

Der "Stern" schrieb, Sie wären fast verblutet beim vierten Eingriff und hätten sich danach die Brust wieder verkleinern lassen.

BUSTER: Das stimmt alles nicht. Ich habe mit den Redakteuren gesprochen und gefragt, ob die Frau, die das geschrieben hat, verrückt geworden sei. Man antwortete mir, das wisse man nicht, dazu könne man mir nichts sagen.

Wie war es denn wirklich?

BUSTER: Wissen Sie, ich habe eigentlich keine Lust, über dieses Thema zu sprechen und auch nicht über Vibratoren und über Analverkehr...

Aber das gehört doch zu Ihrem Beruf.

BUSTER: Jetzt nicht mehr.

Sie haben Ihren Körper geformt...

BUSTER: Sie haben sich da aus dem Internet und aus Zeitungen alles mögliche herausgeholt. Aber das ist längst abgehakt. Ich will darüber nicht sprechen. Ich gehe. Mir reicht's. Tut mir leid...


(Nach diesen Worten verließ Dolly Buster überraschend den Raum und kam nicht wieder. Der Berliner "Tagesspiegel", für den ich damals arbeitete, und dem ich den Dialog zugeschickt hatte, fand ihn zur Veröffentlichung nicht geeignet)

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*) verstarb am 16. Juli 2001

**) Dolly Buster (eigentlich Kateřina Nora Bochníčková), die ihre Karriere als Pornodarstellerin begann, ist verheiratet mit dem Pornoproduzenten Josef Baumberger, Chef der Firma DBM Videovertrieb GmbH in Wesel.

***) französisches Silikonbusenwunder, verstarb am 5. März 2000